Inter arma silent musae
„Unter Waffen schweigen die Musen“ – Was auf den ersten Blick wie ein antiker Ausspruch anmutet, geht in Wirklichkeit auf den Kunsthistoriker Wilhelm von Bode zurück, der sich sprachlich allerdings an einem bekannten Zitat des Redners und Politikers Cicero orientiert hat. Dieser sagte nämlich in seiner berühmten Gerichtsrede Pro Milone: „Silent enim leges inter arma“ – auf Deutsch: Denn unter Waffen schweigen die Gesetze – und hat damit schon vor über 2000 Jahren deutlich gemacht, dass sich vergleichbare Ereignisse im Laufe der Geschichte wiederholen. Auch Bode hat dieses Dilemma erkannt, bezieht sich aber in seinem Ausspruch auf die Schwierigkeiten des Kulturbetriebes zur Zeit des Ersten Weltkrieges.
Die Musen, die Wilhelm von Bode erwähnt hat, sind in der antiken Mythologie die Töchter des Zeus und der Mnemosyne – der Göttin der Erinnerung. Als Schutzgottheiten sind sie u.a. für die Musik, den Tanz, die heitere Dichtung und die Geschichtsschreibung, aber auch für die Philosophie und die Wissenschaft zuständig. Man könnte es als ihre übergeordnete Aufgabe bezeichnen, das Leiden in der Welt zu besiegen. Dahinter steckt der Gedanke, dass eine umfangreiche Bildung, die dazu befähigt, verschiedene Blickwinkel einzunehmen, den Schlüssel zu erfolgreichem Zusammenleben darstellt – eine Idee, die durch die Humanisten auch in der europäischen Kultur verankert ist. Dabei handelt es sich freilich um eine Idealvorstellung. Das bestätigt aktuell leider auch die erschütternde Lage in der Ukraine.
Umso wichtiger ist es daher, die Musen gerade in Anbetracht solcher Ereignisse nicht verstummen zu lassen.