Klimafreundliche Schule

16.06.2023, 18:49 von Nancy Raue & Klasse 7b

Lernen mit allen Sinnen – Ein klimafreundliches Frühstück als Teil der Unterrichtseinheit zum tropischen Regenwald

Im Rahmen der Unterrichtseinheit zum tropischen Regenwald wurde unter anderem viel über das Für und Wider der Nutzungsformen des tropischen Regenwaldes sowie über die Funktion des Regenwaldes für das Weltklima gesprochen. Dabei kam auch zur Sprache, dass Palmöl in jedem zweiten Supermarktprodukt stecke. Es ist nämlich nicht nur Bestandteil von Biosprit, Cremes, Waschmitteln, Tütensuppen und Lippenstiften, sondern auch in zahlreichen Lebensmitteln wie Keksen, Wurst, Nutella und Co enthalten. Damit das Bewusstsein der Schüler:innen dafür etwas mehr gesteigert wird, beschlossen wir kurzerhand ein regenwaldfreundliches Frühstück auf die Beine zu stellen. Nachdem wir zusammengetragen haben, dass wir sowohl auf Sojaprodukte und palmölfreie Lebensmittel verzichten müssten, kamen weitere Einschränkungen wie der Verzicht auf Rindfleich, tropische Früchte sowie Kakao hinzu. Was bleibt da denn noch übrig, fragte sich so manche(r) Schüler:in, wenn man lecker frühstücken will. – Allerhand! Aufgetischt wurden eine Woche später neben bewusst regional gekauften Produkten nicht nur Omas selbstgemachte Marmelade, der Honig vom Imker nebenan, die Eier vom Landwirt aus dem Ort, sondern auch deutsche Erdbeeren und Äpfel. Erstaunlicherweise haben unsere 14 Nutella-Liebhaber tatsächlich kein palmfreies Alternativprodukt mitgebracht und waren trotzdem zufrieden. Es geht halt auch mal ohne. Die herzhaften Esser hatten zwar ein überschaubares Wurst- und Käseangebot, aber es gab letztlich auch palmölfreie Salami, Hähnchenbrust und sogar eine Leberwurst, die unseren Vorgaben entsprach. Diskussionen gab es dann lediglich über den mitgebrachten „Karibischen Orangensaft“ eines Schülers. Bevor es aber ans gemeinsame Frühstück ging, wurde das Ökosystem Wald „als eine Lebensgemeinschaft, die sich durch eine hohe Stabilität und Vielfalt besonders auszeichnet“, nochmal thematisiert. Die Schüler:innen simulierten das, indem sie sich alle auf einer Stelle platzierten und stehend einen Baum darstellten. Mit Hilfe eines Wollknäuels wurden diese miteinander kreuz und quer vernetzt, um die Wechselbeziehungen und Abhängigkeiten zu verdeutlichen. Bis dahin gestaltete sich alles nur wenig schwierig, obwohl der Faden da bereits riss, weil zu viel Spannung drauf war. Problematischer wurde es, als es hieß, die ersten Bäume werden gerodet, sodass sich die Schüler:innen auf den Boden setzen mussten. Da traf dann Ratlosigkeit auf Anspannung. Die meist automatisch getätigte Ausgleichbewegung der anderen „Bäume“ wurde in der anschließenden Reflexion der Übung von den Schüler:innen als anstrengend herausgestellt und die Tatsache, dass alle umliegenden „Bäume“ letztlich auch von der Rodung betroffen waren, weil sie dann den Lebensraum für die Tiere zusätzlich gewährleisten müssen, wurde besonders hervorgehoben. Dass das Ökosystem nicht mehr im Gleichgewicht war, war für alle mehr als sichtbar. Je mehr Schüler:innen in die Knie gezwungen wurden, umso schwieriger war es für die anderen, standfest zu bleiben und nicht auch noch wegzubrechen. Zudem wurde herausgestellt, dass an den Plätzen, wo die Vernetzung besonders stark war, die Probleme noch viel größer waren als beispielsweise an den anderen locker verwobenen Stellen des simulierten Ökosystems. Die Transferleistung war für mich als Lehrkraft mehr als zufriedenstellend und wir genossen im Anschluss an diese Aufgabe guten Gewissens unser achtsam zusammengestelltes klimafreundliches Frühstück.